Fernwärmeleitung zu klein ???

Alles was in die anderen Themen sonst nicht richtig reinpasst (z.B. Biogas und Landwirtschaft im Rahmen der EEG-Novelle, rechtliche Aspekte, Gärrestbehandlung, Emissionsproblematik...)

Moderator: Schlattmann

matzi
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Fernwärmeleitung zu klein ???

Beitrag von matzi »

Hier nun meinen Bericht
Ich betreibe ja ein Satelliten BHKW mit Fernwärmenetz und 34 angeschlossenen Haushalten.
An einem 5000 LiterPuffer sind das große 250 KW Biogas BHKW, ein 16 KW Erdgas BHKW und meine 210 KW Erdgastherme als Notheizung angeschlossen.
Von diesem Puffer geht eine 2 Zoll Rohrleitung, ca 3,5 mtr lang an die Verteilung. Die Verteilung hat 5 Kreise. 2 Kreise mit 2 Zoll Abgängen,
1 Kreis mit einem 1 ½ Zollabgang und 2 Kreise mit 1 Zollabgängen.
Die längste Leitung ist ca 1,5 km lang . Es sind Rehau Duoleitungen verbaut. Erst 63mm dann 50mm dann 40 mm dann 32 mm und als Hausanschlüsse 25 mm. Ich habe mir das von Rehau rechnen lassen ob das passt, und dann das so auch gebaut. Auch die Pumpen.
Für diese lange Leitung hat er mir eine IPE 40/150 von Wilo ausgerechnet.
Wilo wollte ich haben, weil der Kundendienst besser als von Grundvoss ist.
Nun war das aber so, das der letzte Kunde bei minus 5 ° nicht mehr genug Wärme bekam. Ich habe dort den Differenzdruckmesser auf 600 liter eingestellt. Nur es kamen dort nur 500 liter an, obwohl die Pumpe auf Vollgas lief. Also 26 mtr. Ich fahre immer so ca mit 78° Wassertemperatur ins Netz. Etwas besser wurde es bei 80 bis 81° Vorlauf. Ich bin denn mal rumgefahren, habe alle Volumenströme kontrolliert, mit den Leitungsquerschnitten verglichen. Danach hätte das passen müssen. Dann vor im Herbst14 eine größere Pumpe gekauft, die gleiche mit 30 mtr. Trotzdem wurde es beim letzten Kunden nicht viel besser. 15° minus und Windstille ist kein Problem.
Aber 3° minus und strammen Ostwind ist das Problem.
Mein letzter Kunde bekam seine Bude nicht warm.
Nun rief mich auch ein anderer Wärmekunde an, der an einem andern Kreis angeschlossen ist, sein Haus wird nicht warm.
400 qm Wohnfläche der braucht ca 20 KW/h das sind ca 1000 liter Wasser die Stunde.
Laut Wärmemengenzähler bei mir in der Zentrale habe ich einen Volumenstrom bei minus 5° von ca 11 cbm wenn alle Pumpen Vollgas laufen.
Nun habe ich mal alle 5 Pumpen einzeln gemessen. Immer nur 1 Pumpe laufen lassen und die cbm abgelesen und aufgeschrieben.
Alle Werte zusammengezählt und die Summe war 13 cbm.
Also mußte die Zuleitung vom Puffer zur Verteilung zu klein sein.
Aber wie feststellen? So ein Verteilerbalken hat unten 2 Entleerungen in ½ Zoll. Also habe ich mir eine kleine Wasseruhr gekauft und diese mit Schlauchen an die Entleerung angeschlossen, denn wenn nicht genug Wasser über die Zuleitung kommt müßte ja ein Unterdruck in der Vorlaufleitung sein und dieser würde über die Rücklaufleitung ausgeglichen werden. Also wird die Wasseruhr rückwärts laufen. Und siehe da es war so. Ich habe dann mal 2 Pumpen abgeschaltet und die Uhr lief vorwärts.
Nun habe ich mir eine Stratos 1-8 in die Zuleitung zum Verteiler eingebaut, und wenn ich diese mit 1,5 mtr laufen lasse dreht sich die Wasseruhr leicht vorwärts. Ich bin dann sofort zu meinem Kunden mit dem großen Wohnhaus gelaufen, und siehe da, es kamen dort 200 Liter Wasser mehr an. Auch der Kunde der am weitesten entfernt wohnt bekam 150 Liter mehr Wasser. Ich hatte das Problem gelöst.
Und es sind jetzt auch noch ein paar Reserven, denn die Stratos läuft ja nur mit 1,5 mtr.
papp
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Beitrag von papp »

Es sind 2 eigentlich 3 Faktoren die Wärmemenge bestimmen.
Delta T ; bei dir nur etwa 20°
Flussmenge abhängig von Pumpenleistung und Rohrdurchmesser
In ein m3 Wasser kriegst du mit den 20° halt nur 20kwh rein wäre dein Vorlauf 90° wären es 30kwh/m3 Wasser.
Sind deine Leitungen zu dünn so kostet dich das zuerst mal mehr Strom infolge des hohen Gegendrucks.
Seh da 2 mögliche Lösungen
- Vorlauftemperatur anheben
- Pufferspeicher bei den "empfindlichen" Kunden.
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Beitrag von matzi »

Vorlauftemperatur erhöhen nur im Notfall wegen Verluste.
Pufferspeicher bei den kritischen Kunden zuviel Aufwand, weil ich bin Vollversorger und müßte das bezahlen. Rein Rechnerisch ist die Leitung ja groß genug es kam nur durch die 3 mtr 2 Zollleitung vom Puffer bis zur Verteilung nicht genug Wasser.
Und die zusätzlich eingebaute Pumpe braucht nur ca 60 Watt. Und da ich ja meinen Strom für den Kraftwerksverbrauch mit einem kleinen Erdgas BHKW selber mache ist dieses nicht ganz so problematisch.
Gruß Matzi
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Beitrag von TT-Hase »

Ja warum änderst du dann nicht einfach die Leitung um auf ne größere.
Ist doch einfacher auf Dauer.
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Beitrag von papp »

matzi hat geschrieben:Vorlauftemperatur erhöhen nur im Notfall wegen Verluste.
Hmm, mag sein dass die Plastikdoppelrohre da anders sind, aber bei uns ist das scheissegal. Und ich seh auch nicht den grossen Sinn laues Wasser unter Vollstrom zu halten.
Eine Diskussion darüber wäre aber schon interessant.
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Beitrag von matzi »

Ja warum änderst du dann nicht einfach die Leitung um auf ne größere.
Ist doch einfacher auf Dauer.


Weil der Puffer steht hinter einer 24 cm KS Wand ist mit 30 cm Dämmung gedämmt.
Das heißt : Wasser anlassen, Dämmung entfernen,. Loch in die KS Wand stemmen.
neue 3 Zoll Muffen anschweißen, abdrücken, Wasser auffüllen, natürlich aufbereitetes
und Loch wieder zumauern. Das heißt 2 Tage keine Wärme liefern. Geht nur im Hochsommer. Ich glaube für die Kosten kann ich 20 Jahre eine Pumpe laufen lassen.
2007 hat mein Planer gesagt ich soll eine 3 Zollleitung nehmen, da hätte ich mal auf hören sollen. Aber da habe ich auch noch nicht gewußt das mal 36 Wohneinheiten
angeschlossen werden.

Verluste :
Ich muß unter 25 % bleiben um den 1 Cent KWK Bonus zu erhalten. Und bei 2,5 km Leitung muß man aufpassen.

Gruß Matzi
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Beitrag von papp »

matzi hat geschrieben:
Verluste :
Ich muß unter 25 % bleiben um den 1 Cent KWK Bonus zu erhalten. Und bei 2,5 km Leitung muß man aufpassen.

Gruß Matzi
Sind die 25% Jahresdurchschnitt?
Wir hatten 2015 um 10% Verluste, im Winter etwa 2% und im Sommer bis 23%, hängt halt ne Schule und diverse staatliche Gebäude dran wo im Sommer garnix läuft.
Wär eh egal, hier läuft der Bonus so dass du mindestens 50% der Wärme verkaufen musst (an Dritte).
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Beitrag von MadMox »

Jahresdurchschnitt ja, das ist schon eine Hürde, wenn man im "normalen dörflichen Bestand" arbeiten muss...
-Nahwärmenetze-
papp
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Beitrag von papp »

Naja, weil wir auch "elektrisch erweitern" wollen bin ich jetzt auf der Suche nach zusätzlichen Verbrauchern.
Sollte das geplante Netz zum Nachbarort zu teuer werden, bliebe dann halt noch ORC oder Gärresttrocknung im schlimmsten Fall halt das Containergekutsche.
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Beitrag von matzi »

In Deutschland muß das doch überall gleich sein mit dem KWK Bonus
Ich bin Dez 2007 ans Netz gegangen und habe die 3 Cent gwählt.
2 Cent jeden Monat und der 1 Cent nach Überprüfung durch den Umweltgutachter.
Ich liege dieses Jahr bei 83 % Wärmeverkauf .
Gruß
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