Gärresteindickung mittels Vakuumverdampfer

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C.A.
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Gärresteindickung mittels Vakuumverdampfer

Beitrag von C.A. »

Hallo zusammen,

in letzter Zeit lese ich immer häufiger etwas über Vakuumverdampfer, die durch den Unterdruck (und den damit einhergehenden niedrigeren Siedepunkt) während des mehrstufigen Verfahrens enorme Verdampfungsraten erbringen sollen. Die Rede ist i.d.R von 1 kWh für 2,5-3 ltr Wasser.

Betreibt jm. eine solche Anlage, kann diese Zahlen bestätigen und vllt. sogar eine Aussage über den Stromverbrauch treffen?

Vielen Dank schonmal für eure Antworten! :)
Jens
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Beitrag von Jens »

Ich habe eine solche Anlage besichtigt und die Leistungen gesehen. Die lag so bei 2,5l/kwh.
Ich habe schon viele Versuche gesehen, Gärrest zu trocknen aber das System der Vakuumeindampfung erscheint mir noch das was sich am ehesten durchsetzen wird. Kein Geruch, keine riesen Ventilatoren, geschlossenes System.
Allerdings wenn man die Kosten sieht und mal den KWK-Bonus aus der Berechnung rausnimmt, dann muss man schon auf erhebliche Kostendegression bei der Herstellung in Zukunft hoffen...
f-mate
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Beitrag von f-mate »

Mich würde es auch interessieren. Ich habe eine Anlage in 2013 gesehen, damals habe ich das Gefühl gehabt, dass die noch Kinderkrankheiten hat, und vielleicht deswegen nicht gerade gute Auslastung zeigen kann.
theanswersalwaysyes
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Beitrag von theanswersalwaysyes »

Von der Theorie her finde ich diese Anlagen auch sehr gut. Gerade bei N-haltigen Substraten, ist es ein immenser Vorteil, das Wasser zurückzugewinnen und die Nährstoffe auszuschleusen. Hohe Nährstofffrachten sind sicherlich bei einigen Anlagen ein Problem, vor allem bei Rezirkulation. Nur das Wasser rezirkulieren, aber keine Nährstoffe und Feststoffe. Ein Traum!

Aber:
1.) Man muss natürlich viel Wärme übrig haben, damit sich der ganze Spaß auch nur ansatzweise lohnt.
2.) Sowas bei geringen Investkosten zu realisieren ist nicht so leicht. Man muss sich überlegen, dass man ein System hat, wo ein Stoff von flüssig zu zäh-und-klebrig übergehen soll. Und an den Wärmeübertragerflächen ist man sehr schnell (unvermeidbar) auch beim Anbacken. Das ist möglich, aber technisch aufwendig und daher meist teuer.
3.) Der Einsatz von Schwefelsäure zum Ammoniak binden, der zwangsläufig ausgetrieben wird, ist nicht zu vernachlässigen und man muss schon Glück haben, wenn man Ammoniumsulfat für mehr Geld los wird, als man für die Säure bezahlt.
4.) Man benötigt große Wärmetauscher (die Strom ziehen, Sprichwort Eigenverbrauch), da die Wärme nicht "zerstört wird" sondern nur genutzt wird und auf einem niedrigeren Temperaturniveau wieder abgegeben wird. Die gesamte aufgenommene thermische Leistung muss auch wieder durch einen Kühler weggekühlt werden!

Bitte versteht mich nicht falsch. Ich will nichts Schwarzmalen. Ich finde die Technologie sehr gut und wenn man viel Wärme loswerden muss und einen günstigen, energiereichen aber stickstoffreichen Einsatzstoff hat (z.B. Hühnertrockenkot), kann sich die Sache schon lohnen!
Leider habe ich bis jetzt kein gutes System gesehen. Ich kenne mehrere Anlgen von einem bekannten Hersteller und die wünsche ich keinem geschenkt. Vielleicht machen das andere viel besser. Auf jeden Fall sollte man vorsichtig sein und viel mit Betreibern von Referenzanlagen reden.

*edit* Hohe Verdampfungsleistung als 2,5 kg/kWh gibt es nur bei mehrstufigen Anlagen. Mit jeder Stufe kann ich maximal 1,4 kg/kWh verdampfen. Die Wärme, auf einem niedrigeren Temperaturniveau, kann man also mehrfach nutzen.

Der große Vorteil von Vakuumverdampfern liegt darin, die Abwärme vom BHKW nutzen zu können zum Verdampfen und diese mehrfach hintereinander nutzen zu können. Dadurch kommen sie bei mehrstufigen Prozessen auf hohe Verdampfungsleistungen. "Unser" Hersteller war einstufig mit 1,2 kg/kWh real dabei. Alles viel besser als klassische Lufttrockner mit 0,8 kg/kWh, wenn sie gut sind.
Zuletzt geändert von theanswersalwaysyes am 17.01.2017, 16:18, insgesamt 1-mal geändert.
Jens
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Beitrag von Jens »

also die Anlage die ich gesehen habe, hat ca. 400kw gezogen. Mehr Wärmeleistung war auch nicht auf dem Hof. Und er hat mir die Listen gezeigt, die haben am Tag zwischen 22 und 24 m³ Wasser ausgeschleust. Da ist man zwischen 2 und 2,5l/kwh. Und ich war da nicht als Käufer, daher glaube ich das die Zahlen stimmen. Selbst wenn man noch 20% abzieht ist das ja noch gut. Aber beschören kann ich das auch nicht, vielleicht habe ich mich auch irgendwo versehen. Die Technik war auf jeden Fall sehr durchdacht und hat auch die Probleme aufgegriffen, die oben beschrieben wurden.

Das Hauptproblem ist aber die Kosten, die die Anlage verursacht. Wenn ich mal von den ganzen KWK-Bonus-Geschenken absehe und die einfach mal (auf Dauer) wegstreiche, dann komme ich auf immense Kosten je m³ ausgeschleustem Wasser.
Daher muss diese Technik in der Anschaffung sehr viel günstiger werden (wenn erst mal alles optimiert ist) und dann muss man mal überlegen was die Wärme an dem Standort wert ist.

Ich glaube auch nicht, dass das der Königsweg ist. Ich glaube ein sinnvollerer Weg wird die mechanische Trennung sein, immer weiter fraktionieren und evtl. an den richtigen Stellen mal Adsorber oder irgendwas einsetzen, mit dem Ziel, sehr viele Nährstoffe aufzukonzentrieren und dann 80% Wasser mit 30% der Nährstoffe auf die Flächen in der Nähe zu verwenden. Da sehe ich eher eine Zukunft.
C.A.
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Beitrag von C.A. »

Vielen Dank schonmal für eure sachlichen Antworten!
f-mate
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Beitrag von f-mate »

@Jens: kannst du bitte sagen wie viel hat die Anlage gekostet, die du gesehen hast? Laufende kosten? Danke.
theanswersalwaysyes
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Beitrag von theanswersalwaysyes »

Es tut mir Leid, aber ich habe in meinem Beitrag weiter oben Mist geschrieben in Bezug auf die Leistung. Habe das mittlerweile korrigiert. Und dabei verstanden, dass man nie im Leben eine einstufige Anlage kaufen sollte! Die kann wirklich nur 1,4 kg/kWh erzeugen. Aber mit mehreren Stufen oder interner Rückführung geht deutlich mehr. Quasi eine Leistungsverdopplung pro Stufe, ohne die eigesetzte Wärme zu vergrößern. Das geht bis zu Zahlen wie 20 kg/kWh (im Abwasserbereich). Aber mehr Effizienz bedeutet auch mehr Stromverbrauch.

Da geht also doch noch einiges in der Zukunft. Nochmal entschuldingung.
Zuletzt geändert von theanswersalwaysyes am 18.01.2017, 09:35, insgesamt 1-mal geändert.
C.A.
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Beitrag von C.A. »

Habe gerade ein Angebot über eine einstufige Anlage erhalten, in dem von 0,72 kWh/ltr. ausgegangen wird. Laut Hersteller würde zwei- bzw. dreistufig die Leistung verdoppeln...oder verdreifachen...passt also mit deinem Nachtrag zusammen.

Kosten für die Anlage sind mit 430k angesetzt :shock: . Wieviel jede weitere Stufe kostet weiß ich noch nicht.
Jens
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Beitrag von Jens »

Die Kaufreise sind das Problem. Die ich gesehen hatte ist auch mehrstufig. Die letzte Prozesswärme ist die Rückkühlung des Wasserdampfes zu einleitfähigem Wasser. Und diese Wärme kann man wieder im Fermenter nutzen...
Vorher sind auch beide Stufen mit Gegenstromwärmetauscher ausgestattet.
Macht schon alles Sinn, aber halt nur mit dem KWK-Bonus, wenn man den sonst nicht bekommen kann.
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